Stille Post, Flurfunk, sozialer Kitt: Warum Klatsch meist gut fürs Betriebsklima ist

19. Juli 2011

Gemeinsames Lästern fördert den Teamgeist. In Raucherecken, Kantinen, Bürofluren und wird eifrig getratscht und geklatscht – und das ist auch gut so. Denn der Austausch über Firmeninterna außerhalb der offiziellen Informationskanäle ist in den meisten Fällen gut fürs Betriebsklima.

In einem interessanten Artikel im Web-Auftritt der ZEIT wird Professor Tim Hagemann vom Lehrstuhl für Arbeitspsychologie der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld wie folgt zitiert: „Der Austausch unter Kollegen ist sozialer Kitt für ein Unternehmen, und die Idee, dass Mitarbeiter ihre Neugier an der Pforte abgeben, funktioniert nicht.“

Zum Problem wird der Flurfunk erst dann, wenn Einzelne das Geplauder unter Kollegen strategisch zu nutzen versuchen, sei es zur Förderung eigener Karriereziele oder zum Mobbing.

Den ZEIT-Artikel finden Sie hier.


Leiharbeiter häufiger krank

13. Juli 2011

Zeitarbeiter erkranken häufiger als Arbeitnehmer aus anderen Branchen. Das geht aus einer Auswertung der Techniker Krankenkasse (TK) hervor. Zu den Hauptursachen für Fehlzeiten gehören psychische Störungen.

Nach Angaben der TK waren Leiharbeiter im Jahr 2010 durchschnittlich 15 Tage krank geschrieben. Der Durchschnitt bei konventionellen Beschäftigten beträgt rund 11,5 Tage. Die Krankenkasse mit 3,5 Millionen Versicherten begründet diese deutliche Abweichung damit, dass „Zeitarbeiter oftmals in körperlich belastenden Tätigkeiten beschäftigt sind, die erfahrungsgemäß mit erhöhten Fehlzeiten einhergehen.“ Die Folge: Muskel-Skelett-Erkrankungen verursachen jährlich pro Kopf 3,4 Fehltage.

Ursache eines Drittels der Differenz ist allerdings die Zeitarbeit selbst. In einer Presseerklärung der TK heißt es: „Finanzielle Unsicherheit, keine Zukunftsplanung – viele Leiharbeiter leiden unter Existenzangst. Nur sieben Prozent der vorher arbeitslosen Leiharbeiter schaffen den Sprung in einen festen Job. Dass die Aussichten am Nervenkostüm zerren, spiegelt sich in den Krankheitsdaten wider. Psychische Störungen gehören zu den Hauptursachen für Fehlzeiten. 2010 meldete sich jeder Zeitarbeiter im Durchschnitt knapp zwei Tage psychisch bedingt arbeitsunfähig. Binnen zwei Jahren sind die Fehlzeiten unter psychischen Diagnosen um zwölf Prozent gestiegen.“

Die Pressemitteilung der Techniker Krankenkasse vom 12.07.11 finden sie hier.


Deutscher Jobfrust-Atlas: Nur 16 Prozent zufriedene Mitarbeiter

5. Juni 2011

Ohne Studien und Umfragen, mit deren Ergebnissen Unternehmen die Öffentlichkeit beglücken, läuft heutzutage gar nichts mehr. Oft kommt bei solchen Erhebungen auch Interessantes ans Licht – jedoch hat es nicht immer mit dem zu tun, für das die Befragung eigentlich gedacht war.

Das gilt auch für die Angestellten- Studie „Perspektive Selbstständigkeit 2011“, die von der eismann TiefkühlHeimservice GmbH in Auftrag gegeben wurde und wenig Neues über den Willen der Deutschen, sich selbständig zu machen, aber dafür viel über das unterkühlte Arbeitsklima in Deutschen Büros und Fabrikhallen verrät. Nur 16 Prozent der Mitarbeiter sind nämlich laut dieser Untersuchung zufrieden mit ihrem Job.

Hier exemplarisch ein paar Ergebnisse: Mehr als ein Viertel der Befragten gab an, im Job unterfordert und gelangweilt zu sein und keine inhaltliche Perspektive zu haben, 11 Prozent haben Ärger mit ihren Vorgesetzten und/oder Kollegen, und immerhin acht Prozent sind der Meinung, ihre Tätigkeit sei schlichtweg sinnlos.

Diese und weitere Umfragewerte haben die Kollegen von „Welt Online“ zu einer ihrer beliebten Klickstrecken verwurstet und zwecks Steigerung der Zugriffszahlen mit knackigen Begriffen wie beispielweise „Sinnlosigkeitsquote“ aufgehübscht.

Leider wird sowohl in der Studie als auch in dem Welt-Artikel die wichtigste Frage nicht gestellt, was wir hiermit gerne nachholen: Welche Auswirkungen hat das auf die Produktivität? Oder besser: Was kostet das die Unternehmen?

Unsere Vermutung: Mehr als es kosten würde, die Gründe für den Ärger zu suchen und zu beseitigen

W.  Rauter

Link zum Welt-Artikel:  Der Jobfrust-Pegel der Deutschen im Städtevergleich


Arbeitgeber werden zu Bewerbern

3. Juni 2011

Für Berufeinsteiger normal: gegrillt werden beim Vorstellungsgespräch. Aber das wird sich bald ändern – zum  Nachteil der Arbeitgeber.

In der Süddeutschen Zeitung äußern sich Experten dazu. Ihr Fazit „Der Arbeitsmarkt wird mehr und mehr zum Bewerbermarkt.“ Warum? Fachkräftemangel!

Grund genug für Arbeitgeber, sich mit dem Thema „gutes UND produktives Arbeitsklima“ auseinander zu setzen. Denn noch wichtiger als die Anwerbung qualifizierte Arbeitnehmer ist es, diese auch im Betrieb zu halten.


Nur die Spitze des Eisbergs: Burn-out

1. Juni 2011

Warum wir hier bloggen, haben wir bereits erwähnt. Dazu noch einige Fakten:

Rund 9 Millionen Deutsche leiden unter Burn-out.  Die Weltgesundheitsorganisation WHO errechnet für jeden dieser Fälle im Schnitt jährlich 30,4 Krankheitstage. Der volkswirtschaftliche Schaden geht weit darüber hinaus, denn die Produktivität der Betroffenen nimmt drastisch ab.

Die Burn-out-Problematik ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Nach Angaben der Betriebskrankenkassen (BKK) wurde 2009 jeder neunte Krankheitstag der BKK-Pflichtmitglieder mit einer psychischen Diagnose begründet. Im Vergleich zu den 90er-Jahren bedeutet dies eine Verdreifachung psychisch bedingter Ausfalltage.

Trotzdem schneiden deutsche Firmen in Sachen Arbeitsklima im internationalen Vergleich besser ab, als die eingangs erwähnten Fakten vermuten lassen. Jedoch fehlt häufig bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen die Bereitschaft, die Gründe für psychische Belastung am Arbeitsplatz zu finden und zu beseitigen. Der Grund: Kaum ein Manager will zugeben, dass es in seinem Verantwortungsbereich Verbesserungsbedarf gibt.


Warum wir hier bloggen

30. Mai 2011

Arbeitsalltag in Deutschland: Burn-out, Mobbing, innere Kündigung. Millionen Beschäftigte leiden – oft im Stillen. Sie gehen mit Angst zur Arbeit und können auch nach Feierabend nicht abschalten.  Was die Wenigsten erkennen: Nicht die Gefahr eines Jobverlustes ist das Problem, sondern die Angst vor dem Arbeitsplatz, den Arbeitsbedingungen, den Chefs und den Kollegen. Viele Führungskräfte ahnen das. Getan wird dagegen allerdings wenig.

Im Gegenteil: Statt die Ursachen dieses Übels zu beseitigen, werden die betroffenen Mitarbeiter therapiert. Der volkswirtschaftliche Schaden ist enorm, und das nicht allein wegen der Fehlzeiten und der damit verbundenen Behandlungskosten. Denn die Produktivität aller Beschäftigten leidet, wenn die Arbeitsbedingungen nicht optimal sind.

Die Ursache für psychische Belastung am Arbeitsplatz sind vielfältig: unfähige Vorgesetzte, knappe Ressourcen, Mangel an Lob, ungenügende Kommunikation. Anders formuliert: Das Arbeitsklima ist schlecht oder verbesserungswürdig.

Wie aber lässt sich Arbeitsklima definieren, messen und gegebenenfalls verbessern? In Deutschland wird über diese Frage noch diskutiert – in Schweden ist man bereits viel weiter. Seit fast hundert Jahren ist dort die Messung und Verbesserung des Arbeitsklimas gesetzlich vorgeschrieben. Deutsche Unternehmen können von den Erfahrungen ihrer skandinavischen Mitbewerber profitieren.

Dieser Blog wird von Mitgliedern des Beraternetzwerks Betriebsklima.de betrieben. Wir schreiben über unsere Erfahrungen  als Autoren, Forscher und natürlich als Berater im Projekt www.betriebsklima.de.  Rein privat und manchmal auch mit einem Augenzwinkern …

Fragen, Anregungen, Beschwerden, Ideen?

Wir freuen uns über Ihre Mails:  info (at) betriebsklima (Punkt) de


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